Evaluation des Landes-Förderangebotes - "Gruppenwohnungen
für SeniorInnen"
Auftraggeber: Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen,
Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
Hintergrund
Mit der Förderung von Gruppenwohnungen für ältere und pflegebedürftige
Menschen gehört das Land Nordrhein Westfalen zur Avantgarde der
Förderung zeitgemäßer Wohnformen im Zeichen des demographischen
Wandels. Früher als andere Bundesländer reagierte Nordrhein-Westfalen
auf das sich wandelnde Selbstverständnis und geänderte Profil der
BewohnerInnen von Älteren und Pflegebedürftigen. Gruppenwohnungen
für Ältere und Pflegebedürftige sollen sich in vielerlei Hinsicht
positiv auswirken. Sie sollen
- der Vereinsamung im Alter entgegenwirken
- die Integration ins Quartier fördern
- durch ein selbst bestimmtes Leben und gegenseitige
Hilfestellung zu einer Minderung der Hilfe von außen beitragen
- das pflegerische und politische Ziel "ambulant vor stationär" unterstützen
- preisgünstige und niederschwellige Betreuungs-
und Pflegeleistungen bei hoher Lebensqualität bieten
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Die Evaluation zum Förderprogramm Gruppenwohnungen verfolgte das
Ziel, dem Auftraggeber einen Überblick über den quantitativen und
qualitativen Status der in den letzten Jahren realisierten Gruppenwohnungen
für SeniorInnen ohne und mit Betreuungs- und Pflegebedarf zu vermitteln.
Damit wurde eine Grundlage geschaffen, um die Potenziale des Förderprogramms
für Gruppenwohnungen erkennen zu können. Während eine statistische
Erhebung vor allen Dingen quantitatives Material zu Kenndaten sowie
qualitative Angaben zu Fragen des Wohnungsbaus, des Wohnumfeldes,
der Bewohnerschaft, der Projektentwicklung und der Vermietungs-
und Betreuungsorganisation erschloss, ermöglichte die in einer
zweiten Projektphase durchgeführte vertiefende Betrachtung ausgewählter
Projekte erlebte Qualitätsmerkmale von Gruppenwohnungen genauer
zu beleuchten, mögliche Problemstellungen und Hindernisse bei der
Realisierung zu erkennen und zu beschreiben sowie nach innovativen
Lösungen zu suchen.
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Leitfragen
der Untersuchung
- aus? Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede?
- Erleben die BewohnerInnen vor Ort Wohn-, Pflege- und Lebensqualität?
- Sind Investoren mit der Umsetzungsrealität zufrieden?
- Welche Faktoren können Wohn- und Lebensqualitäten für die BewohnerInnen fördern,
welche sie negativ beeinflussen?
- Welche Faktoren können Vermietungsqualitäten für die InvestorInnen fördern,
welche sie negativ beeinflussen?
- Welche Rahmenbedingungen durch das Landesförderprogramm können die Qualität
von Gruppenwohnungen fördern?
Die Betrachtung folgender Aspekte erschien dem Projektteam des
koelnInstitut iPEK für die Beantwortung zielführend:
- werden die konzeptionellen Elemente baulich und sozial umgesetzt?
- Wie wirken sich die Rahmenbedingungen des Förderprogramms
auf die bauliche und soziale Ausgestaltung sowie auf die Alltagstauglichkeit
der Projekte konkret aus?
- Mit welchen Erwartungen gehen die unterschiedlichen Investorengruppen
(Wohnungsunternehmen, Kleine Private Investoren, Soziale Träger)
an das neue Angebot "Gruppenwohnung" heran?
Wann sind sie mit der Umsetzungsrealität zufrieden?
- Liegen die Chancen dieser Wohnform für InvestorInnen im ökonomischen und/oder
vorrangig im sozialen Bereich?
- Sehen InvestorInnen in Gruppenwohnungen eine
Investitionsform der Zukunft?
- Welche Rolle spielen die Kommunen bei der Entwicklung und
Realisierung der Sonderwohnform "Gruppenwohnung"?
- Welche Probleme, Hemmnisse und Hindernisse sehen
die Investorengruppen in den einzelnen Kommunen bei der Realisierung
ihrer Projekte?
- Was ist die Motivation, was sind die Erwartungen
von Mieterinnen und Mietern, die erstmalig eine Gruppenwohnung
beziehen? Wie ist ihr Informationsstand zu dieser Wohnform?
- Erleben die Bewohnerinnen und Bewohner in den
unterschiedlichen Gruppenwohnungs-Konzepten vor Ort Wohn-, Pflege-
und Lebensqualität? Wenn ja, welche?
- Lassen sich Faktoren herausarbeiten, die einzelne
Wohn- und Lebensqualitäten fördern?
- Wie stellt sich Gemeinschaft in der Gruppenwohnung dar?
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Methodisches
Vorgehen
Im Verlaufe des fünfmonatigen Projektes realisiert das Projektteam
im Kern zwei Untersuchungsmodule: Eine umfassende quantitative
Erhebung bei 100 von insgesamt 300 geförderten Gruppenwohnungen
mittels eines standardisierten Fragebogens sowie vertiefende Leitfadeninterviews
bei 25 ausgewählten Gruppenwohnungen. Der eigentlichen Erhebung
waren zudem ausgewählte Expertengespräche vorgelagert |
Statistische
Erhebung
Der Fragebogen zur statistischen Erhebung enthielt neben Fragen
zu den Themenkomplexen Bau, Bewohnerschaft, Mietgestaltung und
Pflegeorganisation auch Einschätzungen zur Qualität des Förderprogramms
und der Zielgruppenerreichung. Er richtete
sich mit seinen Fragen an die vier Investorengruppen von Gruppenwohnungen:
Wohnungsunternehmen (WU), Soziale Träger (ST), Genossenschaften
(eG) und Kleine Private Investoren (KPI). Mehrheitlich bestand
der Fragebogen auf der ersten Ebene aus geschlossenen Fragen. In
einer vertiefenden Ebene folgten zu einzelnen Fragekomplexen offene
Fragen. |
Interviews
vor Ort
Nach ersten Auswertungen wurden 25 Projekte für die vertiefenden
Interviews mit Bewohnerinnen und Bewohnern, InvestorInnen, Betreuungsdiensten,
Pflegediensten und ArchitektInnen ausgewählt. Auswahlkriterien
waren eine Streuung der Auswahl nach den zentralen Merkmalen:
- Fördervariante (Appartement oder Wohn-/Schlafraumlösung)
- Investorart (Wohnungsunternehmen, Kleine Private Investoren, Soziale
Träger und Genossenschaften )
- Regionale Verteilung in NRW
- Größe der Gruppenwohnungen/Gruppengröße
- Zielgruppe (SeniorInnen ohne Betreuungs- und Pflegebedarf, SeniorInnen
mit Betreuungs- oder Pflegebedarf, demenziell erkrankte SeniorInnen)
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Ergebnisse
Die Untersuchung zeigte, dass mit dem Förderprogramm eine breites
und qualitativ hochwertiges Angebot für SeniorInnen geschaffen
werden kann. Unter Berücksichtigung bestimmter Parameter sind Gruppenwohnungen
sowohl hinsichtlich der Wohn- und Lebensqualität als auch bezüglich
der Pflegesituation ein Gewinn für alle NutzerInnen.
Auf Basis der Evaluation konnten gezielte Empfehlungen zur Qualitätssicherung
entwickelt werden, die dem Auftraggeber zusätzlich zum Abschlussbericht in einer
Präsentation dargelegt wurden. Ein Handbuch mit Best Practice Beispielen, in
dem die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist derzeit
in Planung.
Projektlaufzeit: August bis Dezember 2010.
Projektteam: Dr. Jürgen Bärsch, Sabine Diemer (Leitung), Angelika Simbriger,
Luise Willen. |
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